Ein Link, der mehr verrät, als du denkst

Links per Whatsapp zu verschicken ist Alltag. An deine Freunde. An deine Kollegen. Ganz normal. Artikel, Produkte, Videos, Webseiten – ein Klick genügt. Was soll schon passieren?

Whatsapp ist neugierig. Zu neugierig.

Wenn du einen Link verschickst, zeigt WhatsApp sofort ein hübsches Vorschaubild.
Cool, oder?

Das Problem: Damit dieses Bildchen erscheint, ruft WhatsApp die Webseite im Hintergrund auf (mit Bild, Titel, Textauszug).
Und dabei verrät es mehr über dich, als dir lieb sein dürfte.

  • Deine IP-Adresse. Das ist wie deine digitale Postanschrift. Sie verrät, wo du ungefähr wohnst.
  • Dein Gerät. Ob du mit iPhone, Android oder Windows unterwegs bist.
  • Manchmal sogar: kleine Codes, die dich später wiedererkennen. Tracker genannt.

Alles passiert, ohne dass du etwas davon merkst.
Diese Infos bekommen auch die Whatsapp-Server oder sogar das Gerät des Empfängers.

Etwas genauer.

Empfänger sehen mehr, als dir lieb ist
Wenn du einen personalisierten Link teilst, der z. B. einen direkten Zugang zu einem Konto oder einer privaten Datei enthält, kann der Empfänger damit ggf. auf diese Inhalte zugreifen.

Deine IP-Adresse wird sichtbar
Die verlinkte Webseite sieht, wer (bzw. welche IP) auf sie zugegriffen hat – und wann.
Mit der IP-Adresse lässt sich z. B. dein Standort grob bestimmen.

Dein Gerät wird identifizierbar
Beim Laden der Vorschau können Infos über dein Gerät (Browsertyp, Betriebssystem) mitgesendet werden.

Unerwünschte Nachverfolgung (Tracking)
Einige Webseiten binden Tracker (kleine Codeschnipsel) ein, die dich über verschiedene Seiten hinweg beobachten können.
Diese Tracker werden evtl. schon beim Erstellen der Vorschau geladen.

Zugriff auf potenziell gefährliche Inhalte
Eine Vorschau kann auch Inhalte von Seiten laden, die Schadcode oder Phishing-Elemente enthalten – selbst, wenn du die Seite gar nicht aktiv geöffnet hast.

„Ich habe doch nichts zu verbergen“

Vielleicht nicht – aber:

Auch kleine Daten können zusammengesetzt ein genaues Bild von dir ergeben („Digitales Puzzlestück“).
Deine IP-Adresse ist ein digitaler Fingerabdruck.
Je mehr du preisgibst, desto leichter wirst du zum Ziel (z. B. für personalisierte Werbung, Tracking oder sogar Betrugsversuche).

Eine kleine fiktive Story dazu

Ein harmloser Link mit teuren Folgen

Tom, Anfang 30, ist freiberuflicher Fotograf. Er teilt oft interessante Inhalte mit Freunden und Kollegen über WhatsApp.
Eines Abends entdeckt er einen spannenden Artikel zu einem neuen Kameramodell. Der Link wirkt seriös – also schickt Tom ihn direkt an einen Fotokollegen weiter.

Was Tom nicht weiß: Die verlinkte Seite nutzt Tracking-Skripte und speichert beim Seitenaufruf IP-Adressen, Gerätetypen und andere Informationen – auch dann, wenn der Link nur für eine Vorschau aufgerufen wird.

Denn genau das macht WhatsApp automatisch: Es ruft die Webseite im Hintergrund auf, um Bild, Titel und Beschreibung anzuzeigen – und überträgt dabei Toms IP-Adresse und Geräteinformationen an die Whatsapp- Webserver.

Was im Hintergrund passiert

Durch diesen unbewussten Seitenaufruf weiß der Betreiber der Webseite jetzt:

  • Toms ungefähren Standort (über die IP-Adresse)
  • Sein Gerätetyp (z. B. iPhone, Android, Browser-Version)
  • Uhrzeit und Häufigkeit des Aufrufs

Diese Informationen reichen aus, um ein grobes Profil zu erstellen – und gezielt Werbung zu schalten.

Wenige Tage später…

Tom bekommt immer häufiger Werbeanzeigen für das Kameramodell angezeigt – auf Instagram, Google und YouTube. Eine Anzeige wirkt besonders überzeugend: Der Preis ist stark reduziert, der Shop sieht professionell aus.
Er klickt. Bestellt.

Doch der Shop war ein Fake.
Tom verliert nicht nur 1.200 €, sondern gibt auch seine Lieferadresse und Kreditkartendaten preis.
Die Betrüger wussten dank der gesammelten Daten genau, wie sie Tom ansprechen müssen.

So schützt du dich vor solchen Fallen

Linkvorschau in WhatsApp deaktivieren

WhatsApp ruft automatisch Webseiten auf, um Vorschauen zu generieren. Diese Funktion kannst du (je nach Version und Gerät) deaktivieren:

Tipp: Linkvorschau deaktivieren
Gehe in WhatsApp auf deinem Smartphone zu:
Einstellungen → Datenschutz → Erweiterte Einstellungen

Deaktiviere „Linkvorschau bei Nachrichten anzeigen“
(Hinweis: Nicht auf allen Geräten verfügbar)
Achtung Verwirrungsgefahr! Du musst den Schieberegler auf „ON“ stellen, damit die Linkvorschau deaktiviert wird.

Weitere Tipps:

  • Teile keine personalisierten Links mit Zugangsdaten (Benutzername, Passwörter, Pins, usw.)
  • Verwende nur vertrauenswürdige Quellen.
  • Öffne keine Links aus dubiosen Angeboten – selbst wenn sie professionell aussehen.

Fazit

Die Funktion der Linkvorschau in WhatsApp ist bequem – aber nicht ohne Risiko.
Datensicherheit beginnt nicht erst beim Klicken, sondern oft schon beim Teilen.
Ein bewusster Umgang mit Links und ein Blick in die Einstellungen können bereits viel bewirken.

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